UX BLUTHUND - TAUCHFAHRT DES SCHRECKENS

Originaltitel KAITEI DAISENSO (Japan)
TERROR BENEATH THE SEA (USA)
I MOSTRI DELLA CITTA SOMMERSA (Italien)
Alternativtitel WATER CYBORGS
AGENT X-2 - OPERATION UNDERWATER
   
Land und Jahr Japan, USA, Italien 1966
   
Regie Terence Ford [= Hajime Sato]
Produktionsfirma Toei Co. Ltd., K. Fujita Associates Inc. & Ram Films Inc.
Produktion Masafumi Soga, Ivan Reiner, Walter Manley, Koji Kameda & Sei-Ichi Yoshino
Drehbuch Kohichi Ohtsu
Buchvorlage Masami Fukushima
Kamera Katsuo Shimomura & Akira Tateishi (Unterwasseraufnahmen)
Schnitt Fumio Soda
Musik Shunsuke Kikuchi
Special Effects Nobuo Yajima
   
Darsteller Shinichi "Sonny" Chiba, Peggie Neal, Andrew Hughes, Eric Nielsen, Mike Danning, Franz Gruber, Gunther Braun, Beverly Kahler, Hideo Murata u. a.
   
deutsche Erstaufführung 13.06.1968
Verleih Roland/Allianz/Äquator
Format 1:1,66
Laufzeit 84 Minuten (deutsche Kino-Version); Originallänge: 85 Minuten
Home-Entertainment Video:
Edition Hände Weg!.

 

Die sechziger Jahre waren die goldene Zeit des japanischen Science-Fiction-Films. Durch den bahnbrechenden Erfolg von Inoshiro Hondas Monster-Klassiker GOJIRA entwickelte sich ab 1954 das Sub-Genre des Riesenmonsterfilms (jpn.: Kaiju Eiga) zu einer populären Gattung. Schon sehr früh begannen aber auch gleich mehrere japanische Studios, phantastische Filme mit Spezialeffekten außerhalb des Kaiju-Eiga-Sub-Genres zu produzieren. So entstand bereits 1956 mit der DAEI-Produktion UCHUJIN TOKYO NI ARAWARU ein frühes Science-Fiction-Werk zum Thema Aliens. Neben dem genreüblichen Invasoren-Motiv, zu dem auch die Godzilla-Produktionsgesellschaft TOHO 1957 mit CHIKYU BOEIGUN (aka WELTRAUMBESTIEN) und 1959 mit UCHU DAISENSO (aka KRIEG IM WELTENRAUM) zwei sehenswerte Beiträge ablieferte, widmeten sich die Filme, im Rahmen der allseits präsenten Radioaktivitäts-Thematik, oft unglaublichen Erfindungen: unsichtbare Bösewichter, Männer, die sich in Gas verwandeln können sowie zerschleimende Menschen.

1963 schließlich, als die Spezialeffekt-Abteilung unter Eiji Tsuburaya auf dem Höhepunkt ihres Könnens stand, produzierte die TOHO den überaus erfolgreichen U-Boot-Science-Fictioner KATEI GUNKAN (aka U 2000 - TAUCHFAHRT DES SCHRECKENS), dessen einziges Manko die seltsamerweise sehr unecht wirkende Seeschlange Manda darstellt. In diesem Film geht es um das Volk des untergegangenen Reiches Mu, dass sich durch die restliche Menschheit bedroht fühlt. Erst als sich ein Kriegsveteran mit seinem Super-U-Boot dem Kampf stellt, ist das Schicksal des Mu-Reiches ist besiegelt. KATEI GUNKAN entwickelte sich auch international zum Kassenschlager, so dass nun einige Produzenten auf den Erfolgszug aufspringen wollten. Diese, für das Exploitation-Kino begründende Verhaltensweise, lässt sich zeitlich parallel ebenfalls im Riesenmonsterfilm beobachten. Dort war man bestrebt mit Godzilla-Nachahmungen wie GAMERA, GAPPA oder GUILALA an ein bewährtes Erfolgsrezept anknüpfen.

Ein Ergebnis des Versuches, ein Stück vom Unterwasser-Kuchen abzubekommen, stellt UX-BLUTHUND - TAUCHFAHRT DES SCHRECKENS dar. Der deutsche Titel ist stark an dem CONSTANTIN-Hit U 2000 angelehnt. Die Entstehungsgeschichte von UX-BLUTHUND wirft noch einige Rätsel auf. In der Fachliteratur als japanisch-amerikanisch-italienische Co-Produktion geführt, finden sich in den Stabangaben jedoch keine Namen, die auf ein italienisches Engagement schließen lassen würden. Vielleicht ist ja nur ein wenig Mafiageld in diese Produktion geflossen. Ein Punkt, der jedoch nicht unklar bleibt, ist die finanzielle Beteiligung der TOEI. Fest steht zudem, dass der Film teilweise auf dem TOEI-Studiogelände gedreht wurde und auch einige Darsteller bei dieser Firma heimisch waren.

Doch begeben wir uns nun hinein in das blanke Abenteuer einer Pressekonferenz, bei der die US-Navy der verblüfften Weltpresse eine neue Wunderwaffe - den Supertorpedo UX-BLUTHUND - präsentiert. Mitglieder der Journalistenzunft sind u. a. der Japaner Ken Abe (Shinichi Chiba) und die amerikanische Fotografin Jennie (Peggy Neal). Natürlich läuft bei der Vorführung des Wundertorpedos etwas schief und auf dem Überwachungsmonitor ist für Sekundenbruchteile eine unheimliche humanoide Form zu erkennen.

Ken und Jennie wittern eine gute Story und begeben sich zwecks Ergründung des Rätsels auf einen Tauchgang (ganz in der Nähe, wo immer die radiaktiven Abfälle im Meer versenkt werden). Und tatsächlich erscheint die seltsame Gestalt - eine Art Fischmensch - erneut. Jennie kann das Kiemen-Wesen sogar ablichten, ist dann aber dermaßen erschrocken, dass sie ihre Kamera fallen lässt. Ohne Beweise wird den Journalisten natürlich wenig Glauben geschenkt. Deshalb sind die Beiden tags darauf erneut unter Wasser auf Spurensuche.

Sie werden fündig, als sie den Eingang zu einer Unterwasserstation entdecken. Schon bald tauchen weitere der geschuppten Humanoiden auf und die Reporter müssen deren "Einladung" folgen. Nun lernen sie auch den Herrn der zweibeinigen Fischstäbchen kennen, den fies grinsenden Sonnenbrillenträger Dr. Rufus Moore (Eric Nielsen). Dieser ist so freundlich, Ken und Jennie ein wenig herumzuführen und seine Absichten zu erläutern.

Mit Hilfe seines Mitarbeiters Dr. Heim (Mike Daning), ist eine von Dr. Moores Spezialitäten die Umwandlung von Menschen in willenlose sogenannte Cyborgs (sprich: "Zühborgs"). Dabei wird den glücklichen Versuchsobjekten mit einer Spezialmethode die Haut weggekokelt und sie bekommen einen Satz frisch überholte Kiemen. Fertig! Um zu demonstrieren, wie willenlos diese Wesen nach ihrer Behandlung sind, hat der Doktor einen besonderen Trick. Er stellt eine Wahlscheibe am Computer auf "Kämpfen" und die Cyborgs kämpfen; er stellt die Scheibe auf "Arbeiten" und die Cyborgs arbeiten.

Doch Dr. Moore will nicht nur Cyborgs bauen, er möchte auch der Herr der Welt sein. Darum lässt er flugs - eins, zwei, drei - den gütigen Professor Howard (Andrew Hughes) entführen, der ihm bei seinen Plänen behilflich sein soll. Falls der alte Herr sich jedoch weigert, drohen auch Ken und Jennie die "Vercyborgung".

Während dieser dramatischen Ereignisse kann die Navy glücklicherweise Jennies Kamera bergen. Die ausgewerteten Bilder lassen keine Zweifel mehr zu: Gefahr droht der Menschheit! So ist schon bald ein tolles U-Boot, ausgerüstet mit der Super-Waffe X4 und sogar dem "Seewolf", auf dem Weg zu Dr. Moores unterseeischem Domizil. Ken und Jennie sehen derweil aufgrund der begonnenen Behandlung schon aus, als klebte ihnen ein Pfund Döner im Gesicht. Eile ist geboten.

Doch auf dem U-Boot entbrennt ein Kampf der Kompetenzen. Der energische Kapitän liefert sich ein wildes Wortduell mit seinem ersten Offizier.Dabei ist zu klären, ob die Situation den alles zerstörenden Einsatz der X4 rechtfertigt, oder ob doch eher der "Seewolf" angebracht wäre (wo ist eigentlich der titelgebende Torpedo abgeblieben?). Nach der hitzigen Debatte folgt dann der Angriff, bei dem trotz Einsatzes der schwächeren Waffe alles in die Luft fliegt. Ken, Jennie und die Welt sind gerettet und können aufatmen.

Gegenüber hochwertigen Produktionen der TOHO ist UX-BLUTHUND wahrlich ein "günstiges" Werk. Die Spezialeffekte erreichen bestenfalls annehmbare Qualität und halten den Vergleich mit Eiji Tsuburayas verspielten Modell-Landschaften bei weitem nicht Stand. Besonders gespart wurde an den Kostümen der grausamen Cyborgs. Schon sehr früh wird deutlich, dass gerade einmal drei dieser Verkleidungen verfügbar waren. Die vollkommen unbeweglichen Gesichter der Cyborgs wirken niemals auch nur annähernd lebendig.

Außerdem sind die Cyborg-Kostüme ganz klare Nachahmungen der silbernen Dampfanzüge, welche die Leute von Mu in U 2000 tragen. Die unverkleideten Darsteller liefern im Gegensatz zu den starren Cyborg-Visagen streckenweise unglaublich unterhaltsame Beispiele übertriebenen Schauspiels. Dabei ist vor allem der schneidige U-Boot-Kapitän zu nennen. Unzählige Male entfährt ihm ein ungläubiges "Was?!", während sein Gesicht mit aufgerissenen Augen von links oder rechts ins Bild schießt. Der Höhepunkt seiner schauspielerischen Karriere ist ohne Zweifel die Diskussion um den Einsatz der X4 bzw. des "Seewolfs".

In der ansonsten genrevertrauten Schauspieler-Riege befindet sich neben der damals 19-jährigen Studentin Peggy Neal (siehe GUILA - FRANKENSTEINS TEUFELSEI) auch der Hobby-Schauspieler und eigentliche Geschäftsmann Andrew Hughes. Er ist Freunden des japanischen Monsterfilms besonders aus dem Godzilla Film KAIJU SOSHINGEKI (aka FRANKENSTEIN UND DIE MONSTER AUS DEM ALL) bekannt. Hughes trat des öfteren in japanischen Filmen der 60er Jahre auf; in der TOHO-Agentenkomödie DAI BOKEN spielt er den lange nach Kriegsende auf einer Pazifikinsel lebenden Adolf Hitler.

Shinichi "Sony" Chiba befand sich während der Dreharbeiten zu UX-BLUTHUND noch am Anfang seiner Karriere. Chiba kam am 23. Januar 1939 als Sadao Maeda zur Welt. Nachdem die Familie längere Zeit in der Stadt Chiba lebte, nahm er diesen Namen an (sein jüngerer Bruder Jiro tat dies übrigens auch). Bereits seit 1959 war Chiba dann im Fernsehen zu sehen, wo er in verschiedenen Serien mitwirkte. Nachdem sein Wunsch, bei der Olympiade 1964 anzutreten, durch eine Verletzung zunichte gemacht wurde, widmete er sich vollends der Schauspielerei. Nach UX-BLUTHUND stand er ein weiteres Mal für Regisseur Sato in OGON BATTO vor der Kamera. Sein Durchbruch gelang ihm schließlich in der Rolle des Takuma Tsuguri in der knüppelharten SATSUJINKEN-Serie (ab 1973). In den folgenden Jahren verkörperte er den Leibwächter Kiba und drehte unzählige Filme zwischen Samurai-Story und Science Fiction-Epos, oft unter der Regie Kinji Fukasakus. Bei dem Zeitreise-Actioner TIME SLIP übernahm er neben einer Hauptrolle auch die Regie der Action-Szenen. Nachdem es ab Mitte der 80er Jahre etwas ruhiger um Sonny Chiba wurde, ist er gegenwärtig wieder aktiver. Jüngere Arbeiten sind die Hong-Kong-Produktionen STORMRIDERS und BORN TO BE KING - YOUNG AND DANGERROUS PART 6. Sonny Chiba verfügt über den schwarzen Gürtel in Judo, Kendo, Ninjutsu sowie Shorinji Kenpo.

Regisseur Hajime Sato, hier unter seinem Pseudonym Terence Ford (ein anderes ist Richard Goodwin) agierend, hat in seiner Karriere nur eine kleine Anzahl von Filmen gedreht. Den Anfang machte 1960 JUNANASIA NO GYAKUSHU: ORE WA KINO NO ORE JANAI, doch von darauffolgenden Zelluloid-Werken genießt nur sein 1965 produzierter und scheinbar von Mario Bava beeinflusster KAIDAN SEMUSHI OTOKO (aka GHOST OF THE HUNCHBACK/HOUSE OF TERRORS) einen wirklich guten Ruf. Nach UX-BLUTHUND und der Comic-Verfilmung OGON BATTO (aka GOLDEN BAT; 1966), ist noch KYUKETSUKI GOKEMIDORO (GOKE - VAMPIR AUS DEM WELTALL; 1968) besonders hervorzuheben. Sato arbeitete ab den 80er Jahren fast ausschließlich für das japanische Fernsehen. Im Alter von 66 Jahren verstarb der Regisseur 1995.

UX-BLUTHUND - TAUCHFAHRT DES SCHRECKENS ist eine obskure Genre-Produktion des japanischen Science-Fiction-Kinos. Ursprünglich als Dreiteiler für das amerikanische Fernsehen geplant, wurde der Film im US-TV nur in der vorliegenden Spielfilm-Version ausgewertet. International hat man UX-BLUTHUND auch unter dem Titel WATER CYBORGS vermarktet. Das LEXIKON DES INTERNATIONALEN FILMS steuert dazu noch den Titel AGENT X-2 - OPERATION UNDERWATER bei. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Schauspieler-Credits in der deutschen Fassung teilweise kaum etwas mit den tatsächlichen Darsteller-Namen gemein haben. So erscheinen dort in der Credit-Sequenz neben Peggy Neal und Frank (anstatt "Franz") Gruber, Namen wie "Steve Queens" oder "André Huse".

UX-BLUTHUND ist, trotz, oder besser gerade aufgrund seiner Mängel, ein äußerst unterhaltsames Vergnügen in bester Jugendvorstellungstradition.

PS: Einen ausführlichen Artikel zu Regisseur Hajime Sato findet der interessierte Leser in der dritten Ausgabe des Film-Fachmagazins ABSURD 3000.

© by INGOJIRA

 

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