DIE AUGEN DES SATANS

Originaltitel THE BRAIN FROM PLANET AROUS
   
Land und Jahr USA 1957
   
Regie Nathan Hertz [= Nathan Juran]
Produktionsfirma Marquette [= Jacques Marquette]
Drehbuch Ray Buffum
Kamera Jacques Marquette
Schnitt Irving Schoenberg
Musik Walter Greene
Special Effects Richard M. Rubin (Modelle)
   
Darsteller John Agar, Joyce Meadows, Thomas Browne, Robert Fuller, Tim Graham, Henry Travis, E. Leslie Thomas, Kenneth Terrell, Bill Giorgio, Dale Tate u. a.
   
deutsche Erstaufführung 19.01.1960
Verleih Hermes
Format 1:1,85
Laufzeit 74 Minuten (= 2037 Meter, deutsche Kino-Version); Originallänge: 71 Minuten
Home-Entertainment Video:
First Class Films, Großbritannien.
DVD:
Image Entertainment, USA.

 

Als John Agar gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wieder in die USA zurückkehrte, war sein einziger Bezug zur Filmwelt Hollywoods die Ehe mit dem ehemaligen Kinderstar Shirley Temple, den er 1945 heiratete. Agar beabsichtigte zunächst, auch zukünftig Angehöriger der Airforce zu bleiben. Dies änderte sich jedoch, als er - in schneidiger Uniform - auf einer Party den Produzenten David O. Selznick kennen lernte, der ihn schon bald darauf zu Probeaufnahmen einlud und ihm eine Anstellung als Darsteller offerierte. Wie Agar in einem Interview erzählte, waren es vor allem wirtschaftliche Gründe, die ihn kurzfristig in die Filmbranche wechseln ließen. Für mehr als das Vierfache seines Armeesoldes erhielt der gute John nun eine Schauspielausbildung.

Ein glücklicher Zufall sorgte dafür, dass Agar ungefähr ein Jahr später im Urlaub den Regisseur John Ford traf. Als dieser dann 1948 mit FORD APACHE seine "Kavallerie-Trilogie" eröffnete, war - abgesehen von John Wayne und Henry Fonda - neben Shirley Temple auch ihr Ehemann Johnny mit von der Partie. Bereits ein Jahr darauf arbeitete Agar in SHE WORE A YELLOW RIBBON erneut mit John Ford und John Wayne zusammen. Mit seinen ersten Rollen hatte Mr. Agar einen beachtlichen Start im Filmgeschäft hingelegt.

Nach einer weiteren Reihe größerer Nebenrollen endete Agars Vertrag mit der Produktionsfirma RKO 1951, woraufhin er sich entschied, als Freiberufler sein Glück zu versuchen. Seine 1949 geschiedene Ehe mit Ms. Temple und negative Schlagzeilen, bei denen es um Alkohol ging, waren allerdings seiner Karriere nicht besonders förderlich.

1954 kam Agar als Vertragsschauspieler bei der UNIVERSAL unter, für die er einige seiner populärsten Filme drehte, darunter Jack Arnolds Fischmenschen-Klassiker REVENGE OF THE CREATURE und der grandiose TARANTULA (ebenfalls von Jack Arnold). Waren Arnolds Werke noch handwerklich sorgfältig inszenierte, sehr unterhaltsame Science-Fictioner, so verhielt es sich mit Virgil Vogels langatmigem THE MOLE PEOPLE schon ganz anders. Fälschlicherweise annehmend, dass Science Fiction kaum jemanden interessieren würde, strebte Agar nach "höheren" Aufgaben. Anstatt gegen alberne Monster zu kämpfen, hatte er eher Rollen im Sinn, wie sie die damaligen UNIVERSAL-Stars Rock Hudson oder Tony Curtis bekamen.

Als solche Angebote aber nicht in greifbare Nähe rückten, entschloss sich Agar 1956, erneut sein Glück in die eigene Hand zu nehmen. Er wollte den billigen SF-Filmen jetzt endgültig den Rücken kehren. Die Produktionen, in denen er kurz danach auftauchte, waren jedoch allesamt weitaus kostengünstiger produziert, als es der schlechteste UNIVERSAL-Film je sein konnte. Neben dem Billig-Western THE FLESH AND THE SPUR von Edward L. Cahn geisterte er auch in dem in einer Woche abgedrehten DAUGHTER OF DR. JEKYLL von Powerty Row-Legende Edgar G. Ulmer herum. Im letztgenannten kleinen Film spielt Agar den Verlobten von Hauptdarstellerin Gloria Talbott und es ist ihm dabei deutlich anzusehen, dass er mit dieser Rolle wenig glücklich war.

1957 entstand dann mit THE BRAIN FROM PLANT AROUS der - laut Michael Weldons PSYCHOTRONIC ENCYCLOPEDIA OF FILM - "ultimative John Agar-Film!" BRAIN... ist einer von drei Produktionen aus den 50er Jahren, für die der Kameramann Jacques Marquette (u. a. Roger Cormans BUCKET OF BLOOD) verantwortlich zeichnet. Neben dem im Doppelprogramm mit BRAIN präsentierten Rohrkrepierer TEENAGE MONSTER (hier fungierte Marquette auch als Regisseur), ist vor allem ATTACK OF THE 50 FEET WOMAN zu großer Berühmtheit gelangt. Dessen Regisseur Nathan Hertz ist Freunden des phantastischen Films unter seinem richtigen Namen Nathan Juran ein Begriff. Der in Österreich geborene Juran, eigentlich Ausstatter, bekam 1952 die Gelegenheit, bei THE BLACK CASTLE mit Boris Karloff erstmals Regie zu führen. Seine wichtigsten Arbeiten stellen jedoch die Ray Harryhausen-Filme 20.000.000 MILES TO EARTH, SEVENTH VOYAGE OF SINBAD und FIRST MEN IN THE MOON dar.

Doch nun zurück zu John Agar. Der spielt in THE BRAIN FROM PLANET AROUS den sympathischen Atomforscher Steve March, der glücklich mit Sally Fallon (Joyce Meadows) verlobt ist. Zusammen mit seinem Partner Dan (Robert Fuller) will er eine plötzlich auftretende Strahlung in den Bergen untersuchen. Was die Beiden nicht wissen: Die Strahlung geht von einem kriminellen Gehirn vom Planeten Arous aus! Als die Männer in einer Höhle auf dieses Wesen treffen, wird Dan getötet, während Steve das Bewusstein verliert.

Eine Woche später kehrt Steve allein aus den Bergen zurück. Seine Geschichte, das Dan nach Las Vegas gefahren sei, wollen Sally und ihr Vater John (Thomas B. Henry) nicht so recht glauben. Zudem wirkt Steve irgendwie verändert. Nachdem Sally von dem sonst zurückhaltenden Steve ungewöhnlich leidenschaftlich geküsst worden ist und auch Schäferhund George sein Herrchen nicht mehr recht mag, macht die junge Frau sich Gedanken. Und das zurecht, denn Steve ist das Opfer einer feindlichen Übernahme durch das außerirdische Gehirn, welches auf den Namen Gor hört. Es hat von seinem Körper Besitz ergriffen und wann immer es die Kontrolle übernimmt, beginnen Steves Augen silbern zu glänzen. Eben echte Augen des Satans.

In einem intimen Moment verlässt das Gehirn in transparentem Zustand seinen Wirt, um ihn über das weitere Vorgehen zu informieren. Steves guter Ruf als Atomwissenschaftler soll es Gor erleichtern, die Welt zu erobern. Von Sally ist Gor sehr angetan.

Währenddessen sind Sally und ihr Vater selbst zu der Höhle gelangt, wo sie auf die Leiche Dans stoßen. Sie entdecken aber auch Vol, ein weiteres Gehirn von Arous. Vol ist eine Art Polizist, der sich auf der Jagd nach Gor befindet. Sally und John wollen dem guten Hirn behilflich sein. Obendrein muss Steve gerettet werden.

Während Vol bald darauf zur Tarnung in dem netten Schäferhund George Unterschlupf findet, verhält sich Steve immer seltsamer. Er lässt mit seinem Silberblick ein Flugzeug explodieren und demonstriert während eines Atomtests, dass seine Macht weit größer ist als die der unheilvollen Bombe. Nachdem Steve ein weiteres Flugzeug zur Explosion gebracht hat, stellt er der Regierung seine Forderungen. Mit Hilfe der Industrie und sämtlicher atomarer Forschungseinrichtungen soll eine Invasion des Planeten Arous durchgeführt werden. Gor will sich auf diese Art zum Herrscher des Universums krönen. Die verängstigten Offiziellen stimmen seinem diabolischen Plan zu und Steve fährt zufrieden nach Hause.

Vol hat Sally unterdessen kundgetan, wie Gor zu besiegen ist. Alle 24 Stunden muss dieser nämlich in seine feste Form zurückkehren, damit er Sauerstoff aufnehmen kann. Nur in diesem Moment ist Gor angreif- und verletzbar. Um Steve dies mitzuteilen, deponiert Sally einen Zettel in seinem Labor. Dass Gor diesen auch sehen könnte, kommt ihr dabei nicht in den Sinn. Glücklicherweise ist das fiese Hirn jedoch bereits voll materialisiert, als Steve den Zettel entdeckt. Rasch wird die gut platzierte Axt ergriffen und mit eine gezielten Hieb ist Gor erledigt. Die Welt ist ein weiteres Mal gerettet.

THE BRAIN FROM PLANET AROUS ist einer der unterhaltsamsten Science-Fiction-Schundfilme überhaupt, vor allem wegen des jegliche Logik entbehrenden Drehbuchs und des furchtbar billigen Looks. Genau das macht den unvergleichlichen Charme des Streifens aus. Zudem spielt John Agar den "bösen" Steve mit sehr viel Engagement und schlägt dabei heftig über die Stränge. Allein sein boshaftes Grinsen mit Silberblick ist nicht nur Silber sondern Gold wert. Allgemein sollten die Szenen des "bösen" Steve als Standardbeispiele für den Begriff "Overacting" gelten. Die im Film benutzten silbernen Kontaktlinse machten John Agar übrigens seinerzeit große Probleme. Der aufgetragene Silberlack löste sich in großen Stücken, die dann schwer aus den Augen zu entfernen waren.

Während die restliche Crew einschließlich des Schäferhundes George routiniert dabei ist, werden die Gehirne von einem besonderen Darsteller verkörpert. Es handelt sich dabei um einen namenlosen Ballon mit Augen, dem es spielend gelingt, die unterschiedlichen Charaktere des lüsternen Gor und des pflichtbewussten Vol meisterhaft umzusetzen.

Zurecht besitzt THE BRAIN FROM PLANET AROUS heute eine große Fangemeinde, was sich John Agar wohl niemals hätte träumen lassen. Der Darsteller wirkte danach noch in fast 40 Filmen mit, von denen eine Handvoll dem fantastischen Genre zuzuordnen sind. Erwähnenswert sind noch Bert I. Gordons ATTACK OF THE PUPPET PEOPLE (1958), JOURNEY TO THE SEVENTH PLANET (1962), HAND OF DEATH (1962), KING KONG (1976), NIGHTBREED (1990) und BODY BAGS (1993). Der 1921 in Chicago geborene Agar ist bis dato in der Filmbranche aktiv. Ein einigermaßen aktuelles Interview mit ihm findet sich auf der US-DVD von DAUGHTER OF DR. JEKYLL.

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