DIE NACHT DER UNHEIMLICHEN BESTIEN

Originaltitel THE KILLER SHREWS
   
Land und Jahr USA 1959
   
Regie Ray Kellogg
Produktionsfirma Hollywood Pictures Corp.
Produktion Ken Curtis
Drehbuch Jay Simms
Kamera Wilfrid M. Cline
Schnitt Aarn Stell
Musik Harry Bluestone & Emil Cadkin
Special Effects Ray Kellogg
   
Darsteller James Best, Ingrid Goude, Baruch Lumet, Ken Curtis, Gordon McLendon, Alfred DeSoto, J.H. DuPree u. a.
   
deutsche Erstaufführung 06.04.1962
Verleih Mercator
Format Normalbild
Laufzeit 69 Minuten (= 1900 Meter, deutsche Kino-Version); Originallänge: 69 Minuten
Home-Entertainment nicht verfügbar

 

Die 50er Jahre waren eine Zeit, die wohl einige der abstrusesten Monsterfilme hervorbrachte. Neben unglaublichen Bedrohungen, wie z. B. durch Riesen-Blutegel (THE GIANT LEECHES) oder kriminelle Gehirne aus dem Weltall (THE BRAIN FROM PLANET AROUS), mutet die bekannte TARANTULA-Riesenspinne geradezu normal an.

Die niedrigen Budgets völlig missachtend, versuchten damals unzählige Filmschaffende ihre aufwendigen Ideen auf die Leinwand zu bringen. Die dabei entstandenen Filme sind oft Beispiele großer Improvisationskunst. Gerade deshalb besitzen 50er-Jahre-Monsterfilme eine so große Fangemeinde. Die Lösungen, zu denen die Filmemacher aufgrund fehlender Mittel gezwungen waren, sind oft herrlich simpel. Dabei reicht die Bandbreite von völlig in die Hose gegangenen Beiträgen bis zu annehmbaren Gruselfilmchen, welche die Jahrzehnte aufgrund ihres billigen Charmes gut überstanden haben.

Auch DIE NACHT DER UNHEIMLICHEN BESTIEN steht unter einem guten Stern. Regisseur Ray Kellogg, der sich hier auch für die Spezialeffekte verantwortlich zeigt, begann seine Karriere im Effektbereich. Kellogg arbeitete beispielsweise an den Tricks der beliebten Filme THE DAY THE EARTH STOOD STILL, TITANIC (nicht der mit Leo) und PRINCE VALIANT, ehe er 1959 seine einzigen beiden Regiearbeiten ablieferte. Sein zweiter Film, THE GIANT GILA MONSTER, lief seinerzeit im Doppelprogramm mit den BESTIEN. Später wurde letzterer dann von AIP ins Programm genommen.

Vergleicht man THE GIANT GILA MONSTER mit DIE NACHT DER UNHEIMLICHEN BESTIEN, so kann der Film um die mutierten Spitzmäuse nur gewinnen. Spitzmäuse? Ja, ganz genau. Um solch ungewöhnliche Monster geht es hier.

Entstanden sind diese Ungeheuer auf einer abgelegenen Insel. Dort benutzt Dr. Milo Craigis (Baruch Lumet) eine kleine Hütte als Forschungsstation. Unterstützt wird er dabei von seinem Kollegen Dr. Radford Baines (Gordon McLendon), dem Alkoholiker Jerry Farrell (Ken Curtis), seiner Tochter Ann (Ingrid Goude) und dem Bediensteten Mario (Alfred DeSoto). Um die Gruppe mit Vorräten zu versorgen, steuert der Abenteurer Thorne Sherman (James Best) zusammen mit seinem Partner Rook (J. H. DuPree) die Insel mit einem kleinen Boot an.

Bei seiner Ankunft bemerkt Sherman sofort die Nervosität der Inselbewohner. Seltsam erscheint ihm zudem Dr. Craigis' eindringliche Aufforderung, so schnell wie möglich wieder abzureisen und dabei Ann mitzunehmen. Ein aufkommender Hurrikane zwingt den neugierigen Abenteurer jedoch zum Verbleib. Während Rook das Boot Sturmfest macht, hat Sherman Gelegenheit mehr über die Forschergruppe zu erfahren. Dabei stellt sich heraus, dass die Beziehung von Ann und Jerry in die Brüche gegangen ist und letztgenannter seinen Frust im Alkohol ersäuft.

Als Rook das Boot verlässt um das Boot an Land festzubinden, lernt er das düstere Geheimnis der Insel kennen. Der pummelige Farbige wird von einem Rudel hundegroßer Bestien angegriffen und aufgefressen.
Von Dr. Craigis erfährt Sherman später die ganze grausame Wahrheit: Die Experimente mit den einst lieblichen Spitzmäusen waren Teil einer Versuchsreihe, welche das aufkommende Problem der Überbevölkerung unseres Planeten lösen sollte. Leider entkamen einige der großgezüchteten Tiere und vermehrten sich unkontrolliert. Mittlerweile ist die Insel von den hungrigen Nagern völlig kahlgefressen worden, doch dieser Umstand liefert dem Doktor bei weitem keinen Grund zur Beunruhigung. Er vertraut auf die unumstößlichen Gesetzte der Natur: Letztendlich werden sich die Mutationen gegenseitig fressen.

Dabei ignoriert der Gelehrte allerdings die Möglichkeit, dass die lieben Tierchen das Hütten-Team eventuell vorher als Nahrung wählen könnten. Und genau diesen Plan verfolgen die erbarmungslosen Monster, welche vereinzelt immer wieder in das Innere der Behausung zu gelangen versuchen. Einem ersten Eindringling fällt Mario zum Opfer. Obwohl er nur leicht am Bein verletzt ist, erliegt er dem giftigen Biss der Mutantenmaus. Diese wird erschossen und über den die Hütte umgebenden Zaun geworfen.
Wider erwarten eilen keine anderen Tiere heran, um sich an dem Kadaver ihres Artgenossen zu laben. Sherman versucht nun zum Schiff zu gelangen und wird dabei von Jerry begleitet, welcher schon bald seiner schlechten Laune freien Lauf lässt. Ann fühlt sich nämlich zu dem Seemann hingezogen, was Jerry vor Eifersucht auf die Palme bringt. Als ein Rudel von Bestien erscheint und die Männer wieder zur Hütte flüchten, schlägt Jerry seinem neuen Feind die Tür vor der Nase zu. Nur um Haaresbreite kann Sherman den Nagern entkommen. Eine darauf folgende Schlägerei zwischen den beiden Kontrahenten klärt endgültig die Fronten.

Die Situation im Haus wird kritischer, denn der einsetzende Regen setzt der Hütte sichtlich zu. Erneut kann eine Bestie eindringen und diesmal wird Dr. Baines verletzt. Als Forscher mit Leib und Seele schreibt er die Symptome der Vergiftung nieder und dokumentiert vor den Augen der anderen seinen eigenen Tod.

Immer mehr mutierte Bestien gelangen nun in das Innere der Hütte, so dass sich die kleine Gruppe in den vorläufig sicheren Hinterhof zurückziehen muss. Beim Anblick der dort herumstehenden Stahlfässer geht dem wilden Seemann ein Licht auf: Er bindet einige dieser Fässer zusammen und versieht sie mit Sehschlitzen. Derartig gepanzert brechen Sherman, Ann und ihr Vater auf zum rettenden Boot auf. Jerry hingegen hält das Unternehmen für keine gute Idee. Er fällt den Bestien zum Opfer, während die anderen entkommen können. Ohne weitere Nahrung werden die verbliebenen Mutantenmäuse sich nun gegenseitig vernichten, so wie es Dr. Craigis voraussagte.

DIE NACHT DER UNHEIMLICHEN BESTIEN ist ein kleiner unterhaltsamer B-Movie. Hin und wieder gelingt es Regisseur Kellogg sogar ein wenig Atmosphäre zu schaffen, dank auch der relativ ernst vorgetragenen "Darstellungskünste" seiner Schauspieler. [Anm.: Was man von der markigen Synchronisation nicht gerade behaupten kann, die allerdings ihrerseit zu einem nicht unerheblichen Teil zum Film-Vergnügen beiträgt!]. Leider musste aus Kostengründen - der Film wurde für 123.000 Dollar produziert - auf aufwendige Spezialeffekte verzichtet werden. Diese Tatsache ist angesichts einfallsreicher Monster, wie es die Killer-Spitzmäuse nun einmal sind, umso bedauerlicher.

Erscheinen diese Monster im Rudel, so ist unschwer zu erkennen, dass es sich bei ihnen um verkleidete Hunde handelt. Diese wurden mit Masken samt räudigem Fell und Rattenschwanz ausgestattet und sind glücklicherweise nicht in Nahaufnahmen zu sehen. Bei den Close-Ups benutzte Kellogg Handpuppen, die zwar einfach, aber aufgrund ihres eigenwilligen Designs durchaus wirkungsvoll sind.

Die Darstellerriege offenbart haufenweise interessante Fakten. So ist hier in der Rolle des Dr. Craigis Baruch Lumet zu erleben, der Vater des berühmten Regisseurs Sidney Lumet. In den Filmen seines Sohnes sollte er später hin und wieder kleinere Rollen übernehmen. Lumets Filmtochter Ingrid Goude war die Miss Schweden des Jahres 1957 und hatte augenscheinlich keine große Filmkarriere vor sich. Bei Gordon McLendon, dem dritten Bestien-Opfer, handelt es sich um den zukünftigen Verleiher des Films.

Schließlich ist noch Ken Curtis zu erwähnen. Dieser spielte hier nicht nur die Rolle des Alkoholikers Jerry, sondern fungierte gleichzeitig auch als Produzent der BESTIEN. Curtis war bereits in den 40er Jahren als singender Cowboy auf der Leinwand unterwegs. Im Anschluss daran blieb er als Darsteller in vielen Filmen John Fords weiterhin dem Genre treu. Hierzulande wurde er aber vor allem als lustiger Festus neben James Arness in der TV-Serie RAUCHENDE COLTS bekannt. In dieser Funktion erschien er sogar einstweilen in Wim Thoelkes großer Quiz-Sendung.

Ray Kellogg setzte seine Karriere als 2nd Unit Director fort, wobei er u. a. an CLEOPATRA, BATMAN (mit Adam West), TORA! TORA! TORA! und nicht zuletzt an John Waynes Propaganda-Machwerk THE GREEN BERETS mitarbeitete.

Die deutsche Fassung von THE KLLER SHREWS wurde mit einer alternativen Titelmusik ausgestattet, die mit dem Original nichts gemein hat und mehr zu einem Piratenfilm passen würde.

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